Harald Naegeli wird am 4. Dezember als ältester Sohn der norwegischen Kunstmalerin Ragnhild Naegeli-Osjord (1906– 1973) und deren Mann, dem Arzt und Parapsychologen Hans Naegeli-Osjord (1909–1997), in Zürich geboren.
Besuch der Zürcher Kunstgewerbeschule und Studium an der École des Beaux-Arts in Paris. Es entstehen Collagen, Holzdrucke und Zeichnungen.
Im Sommer tauchen Naegelis ersten Sprayzeichnungen in Zürich auf. Während zweier Jahre ist er als Phantom-Sprayer unterwegs. In dieser Zeit bringt er etwa 1500 Figuren an öffentlichen und privaten Gebäuden in Zürich an. Mehr als hundert Anzeigen wegen Sachbeschädigung gehen bei der Polizei ein, und ein Kopfgeld von 3’000 Franken wird auf ihn ausgesetzt. Im Juni 1979 wird Naegeli in Zürich auf frischer Tat ertappt und festgenommen. Bis zur Gerichtverhandlung bleibt er auf freiem Fuss und setzt seine Sprayaktionen in Deutschland fort, u.a. in Köln («Kölner Totentanz»), Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart.
Im Januar findet die vorinstanzliche Gerichtsverhandlung statt, der Harald Naegeli unentschuldigt fernbleibt. Im Juni wird er durch die 11. Strafkammer des Obergerichts des Kantons Zürich zu neun Monaten Haft ohne Bewährung wegen «wiederholter und fortgesetzter Sachbeschädigung» und zu einer Schadensersatzzahlung von 200’000 Franken verurteilt. Nach einem Handgemenge mit der Polizei flüchtet er aus der Schweiz.
Naegeli reist auf seiner Flucht durch Italien und Frankreich, ehe er schliesslich in Düsseldorf landet. Der Kölnische Kunst verein zeigt im März eine Fotodokumentation des Kölner Totentanzes. Joseph Beuys setzt sich mit einem Brief an die Menschenrechtskommission in Strassburg gegen die Verurteilung von Naegeli ein. Im Juli wird ein inter nationaler Haftbefehl erlassen.
Beim Grenzübertritt in Puttgarden wird Naegeli durch ein neues Computerfahndungssystem erkannt und festgenommen; es folgen zwei Wochen Untersuchungshaft in Lübeck. Nach der Freilassung kann er nach Düsseldorf zurückkehren, muss sich aber regelmässig bei der Polizei melden.
Am 24. April stellt sich Naegeli freiwillig dem Basler Grenzschutz in Begleitung von Klaus Staeck und Joseph Beuys. Er verbringt vier Monate im Gefängnis Winterthur und zwei Monate im offenen Vollzug in der Justizvollzugsanstalt Wauwilermoos/Luzern. Nach der Freilassung verlässt er die Schweiz aus politischen Gründen.
Harald Naegeli reagiert mit dem «Totentanz der Fische» entlang des Rheins auf den Chemieunfall bei Sandoz in Schweizerhalle. Zugleich widmet er sich vermehrt Arbeiten auf Papier.
In Venedig unternimmt Naegeli Sprayaktionen gegen Tierversuche und Umweltverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe. Zusammen mit Max Frisch, Adolf Muschg, Otto F. Walter und anderen gehört er zu den Gründungsmitgliedern der Zeitschrift «einspruch».
Das Kunstmuseum Düsseldorf und die Staatsgalerie Stuttgart veranstalten Ausstellungen mit kleinformatigen Zeichnungen.
Harald Naegeli beginnt mit der Arbeit an der «Urwolke».
Im Februar werden die ersten «Teile der Urwolke» in einer Einzelausstellung im Kunsthaus Zürich gezeigt. In diesem Kontext tritt Naegeli zu einer Komposition von Karlheinz Essl mit einer Performance auf. In den folgenden Jahren werden Werke von ihm in verschiedenen Kulturinstitutionen in Deutschland und der Schweiz präsentiert, u.a. im Sprengel Museum Hannover (1998) und in der Graphischen Sammlung am Kunsthistorischen Institut in Tübingen (1998, 2002).
Die Sprayzeichnung «Undine» (1978) an der Universität Zürich wird restauriert. Mit den Verantwortlichen des Zürcher Grossmünsters nimmt Naegeli eine Korrespondenz zu seinem Totentanz-Projektvorschlag in den Kirchtürmen auf.
Naegeli stellt Arbeiten für eine Benefizaktion zugunsten von ProNatura in Zürich zur Verfügung. Im Kölner Zoo findet eine Ausstellung seiner Werke für den Tierschutz statt.
Das Stadtmuseum Düsseldorf zeigt die Einzelausstellung «Der Prozess». Nach der Ausstellung übergibt Naegeli die Exponate dem Museum als Schenkung. Weitere Schenkungen folgen in den kommenden Jahren, darunter an die Graphische Sammlung Tübingen, an das Kunstmuseum sowie das Landesmuseum Bonn, das Museum Schnütgen in Köln und das Kupferstichkabinett in Berlin.
Harald Naegeli beginnt mit seiner Arbeit am Totentanz im Zürcher Grossmünster; nach einem Konflikt mit den Behörden bleibt das Werk unvollendet.
Naegeli verlässt Düsseldorf und kehrt nach Zürich zurück. Während des Corona-Lockdowns setzt er zwischen April und Juni den «Zürcher Totentanz» fort, und zwar an den Mauern der Innenstadt. Trotz verschiedener Anzeigen wegen Sachbeschädigung seitens öffentlicher Stellen erhält Naegeli den Kunstpreis der Stadt Zürich.
Das Zürcher Musée Visionnaire zeigt unter dem Titel «Der bekannte Unbekannte» die erste umfassende Einzelausstellung. Nathalie David produziert den Dokumentarfilm «Harald Naegeli - der Sprayer von Zürich», der in die Kinos kommt. Für eine Benefizauktion zugunsten von Greenpeace Schweiz stellt Naegeli eine Anzahl von Werken zur Verfügung. Gründung der Harald Naegeli Stiftung in Zürich.
Das Museum Schnütgen zeigt die Einzelausstellung «Harald Naegeli in Köln»; in der Kapelle auf der Insel Ufnau findet die Ausstellung «Dämonie aus dem Unbewussten» statt. Das Musée Visionnaire setzt sein Engagement für den Künstler mit der Ausstellung «Harald Naegeli - Graffiti im Museum?!» fort.